Zunächst mal eine kleine Geschichte, wie ich zum Traktor kam. Dazu muss ich weit zurück gehen:
Mein Vater hatte früher einen kleinen Acker (und zwei Weinberge), auf dem er neben seinem Job verschiedenes "ackerte". Das Ganze war eigentlich nur für den Hausgebrauch, also eine Mischanlage auf der eben verschiedene Obst und Gemüsesorten angebaut wurden, die alle hier aufzuzählen zu weit ginge. Wir mussten als Kinder immer mithelfen und an eine Geschichte kann ich mich noch heute erinnern, weil ich dadurch einen Hass auf alles bekommen hatte, was mit Landwirtschaft zu tun hatte. Es war irgendwann im Oktober Ende der 1960er Jahre. Ich war zu diesem Zeitpunkt neun oder 10 Jahre und nach der Schule mussten wir alle mit raus auf den Acker zur Kartoffelernte. Damals herrschten noch andere Temperaturen, als heute und man hatte im Oktober meistens Temperaturen, die um den Gefrierpunkt lagen. Meine Eltern gingen mit der Hacke voraus, lockerten die Oberfläche und wir Kinder lasen die Kartoffel in die „Käeiz“ (für Norddeutsche: ein Drahtkorb). Es war so kalt, das meine Hände anfingen zu schmerzen und ich deswegen zu heulen begann. Mein Vater kannte kein Erbarmen „Weiter weiter“, rief er „du musst die Hände auf den Rücken klopfen, wenn sie kalt werden“. Das machte die ganze Sache noch schlimmer, denn nun fingen die Finger an zu kribbeln und ich hatte kein Gefühl mehr darin. Weiter heulend las ich die Kartoffeln ein. Meine Schulkameraden spielten jetzt vermutlich im Baumhaus und ich muss mir hier die Finger abfrieren, dachte ich. Das war die erste landwirtschaftliche Prägung, die ich hatte.
Ich kann mich noch gut an die früheren Zeiten erinnern, an denen wir täglich auf den Acker fuhren sei es zur Ernte oder um frisches Gemüse anzubauen bzw. zur Pflege derselben. Anfang der 1960er Jahre hatten wir noch kein Auto, mein Vater hatte eine 250er Zündapp mit der wir immer fuhren.
Wir waren drei Kinder, mein Vater und meine Mutter (sie wog zum damaligen Zeitpunkt ca. 150 kg !!), die alle auf diesem Motorrad saßen. Meine Schwester saß vorne auf dem Tank, mein älterer Bruder auf dem Gepäckträger und ich, weil ich der Jüngste war, zwischen meinen Eltern. So fuhren wir täglich auf den Acker und als mein jüngerer Bruder geboren wurde, zogen sie den Kinderwagen noch nebenher. Heute würden sie meinen Vater einsperren, wenn sie uns so erwischen würden, aber damals kam uns vielleicht alle halbe Stunde mal ein Auto entgegen. Später wurde die Zündapp gegen ein Goggomobil getauscht (mein Vater hatte nur den alten 4er Führerschein und durfte nur bis 250 cm3 fahren).
Alles was geerntet wurde, wurde mit einem Handkarren nach Hause geschoben, was immer einer von uns Kindern tun musste. Irgendwann Anfang der 1970 Jahre (mein Vater war schon über 45 Jahre alt) machte er dann den Führerschein und unser erstes Auto war ein Ford 17M (Badewanne). Jetzt brauchten wir nicht mehr den Handkarren ziehen, die Badewanne hatte ‘nen großen Kofferraum, aber trotzdem mussten wir Kinder laufen, dann auch der Rücksitz wurde vollgestellt.
Früher wurde auf dem Acker alles in Handarbeit gemacht, Hacken, Grubbern und alles einebnen mit dem Rechen. Dann wurde mein Vater endlich vernünftig und er kaufte sich ein „landwirtschaftliches Gerät“ - eine Solo-Motorhacke, was für uns Kinder gut war, denn so mussten wir nicht mehr so oft mit zum Hacken.
Dafür baute mein Vater dann jede Menge Himbeeren an, die er in der Markthalle ablieferte. Es waren so viele (bis zu 20 Zentner) die er dort abliefern konnte, dass wir uns von dem Ertrag jedes Jahr einen schönen Urlaub leisten konnten und ein Mitarbeiter der Markthalle nannte meinen Vater den „Himbeerkönig von Dossene“ (Dossenheim, mein Geburtsort). Auch dies hat mich landwirtschaftlich geprägt, jeden Morgen um fünf raus, da bis 10 Uhr die Himbeeren in der Markthalle sein mussten. Ich konnte bald nichts mehr von Landwirtschaft, Acker und Bauern hören … Jetzt im Nachhinein denke ich anders darüber, denn mein Vater hat sich immer darum gesorgt, dass etwas zu essen auf dem Tisch war und dass wir immer einen schönen Urlaub verleben durften.